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Aminet 23
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Aminet 23 (1998)(GTI - Schatztruhe)[!][Feb 1998].iso
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f.leser.RainerAppel25.10.
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f.leser.RainerAppel25.10.
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Text File
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1997-12-01
|
5KB
|
116 lines
#Titel Forum / Leserbriefe / Rainer Appel 25.10.
#Logo gadget33:Pinsel/AG.Leserbrief
#Font topaz 8
#C21
Guten Tag,
#C10
Moin !
#C21
mein Name ist Guido Westerwelle und ich bin eine Erfindung von Hitler, Kohl und
DER STAAT. Meine Hobbies sind lesen, reiten, schwimmen und den AmigaGadet
lesen. Ausserdem besitze ich 1 klare politische Meinung und bin Mitglied bei
der FDP. Zur Zeit schreibe ich einen Leserbrief, den ich zu dem Zeitpunkt an
dem dieser gelesen wird, bereits fertiggestellt haben werde.
Nun zur Kunst. "Kunst kommt für mich immer noch von Können!", sagen Leute, die
kopfschüttelnd vor Dingen stehen, die sie nicht verstehen wollen oder können.
Hat man den Kopf ausgiebig geschüttelt, fällt man das Urteil: "Also für mich
hat das nichts mehr mit Kunst zu tun". Früher, als ein gewisser
österreichischer Kunstmaler noch großen Einfluß hatte, sagte man auch gerne
"entartete Kunst".
In diesem Zusamenhang fällt mir
#Y-10
#C31
Salvador Dalí
#C21
#Y-10
ein, der einmal gesagt haben
soll: "Meiner Ansicht nach hat Hitler vier Hoden und sechs Vorhäute". Das ist
eine - wie ich finde - schöne Ansicht und schön anzusehen sind auch Dalís
Bilder. Jedenfalls geben sie mir mehr als irgendwelche angestaubten
Renaissance-Schinken.
#C10
Dem schließe ich mich an. Allerdings sollte trotz des politisch sicherlich
äußerst korrekten Bemühens um tieferes Verständnis der zeitgenössischen
Kunst nicht die Möglichkeit übersehen werden, daß hinter manchen "Kunstwerken"
in der Tat nichts steckt. Außer vielleicht heißer Luft.
#C21
Für angestaubt halte ich im übrigen auch Goetheschiller. Die Flammen ihrer
Geister haben hell gelodert, doch nun sind sie zu recht vermodert. Was haben
die beiden denn schon großartiges zu sagen, was mir einer aus meinem eigenen
Jahrhundert nicht genauso gut sagen kann?
#Y-10
#C31
Kurt Tucholsky
#C21
#Y-10
zum Beispiel. Ja, das
war ein Kerl! Und Soldaten sind immer noch Mörder!
(Anm. d. Red.: Bundeswehrsoldaten sind natürlich keine Mörder bzw. Soldaten.)
#C10
Echte Anm. d. echten Red.: Mir war noch nie völlig klar, wieso sich manche so
sehr an diesem Satz stoßen. Sicher - wäre er im juristischen Sinne gemeint,
stellte er unzweifelhaft eine Beleidigung dar (wenngleich wohl, wie es in der
"Anm." ja auch anklingt, kaum ein Soldat die jeweils gerade feindliche Truppe
nicht selbst für eine Mörderbande halten würde :)). Aber so ist er ja nicht
gemeint, zumindest glaube ich nicht, daß er so verstanden werden will/soll.
Vielmehr scheint es mir, daß gerade die Mißachtung einer der wenigen durch alle
Kulturen und Zeiten hindurch weitgehend allgemein akzeptierten moralischen
Normen - des Verbotes, andere Menschen zu töten - das besondere des Soldaten
ausmacht. Gerade weil er sich bereit erklärt, im äußersten Falle zu töten und
die (seelischen) Konsequenzen zu tragen, kann er seine Funktion erfüllen, ein
Volk, ein Land vor Gefahr von außen zu schützen. Wie man das werten will, mag
eine kniffelige Frage sein, bei deren Beantwortung eben zu berücksichtigen ist,
daß der Soldat hier aus Engagement des Gemeinwesens sein Gewissen belastet,
sozusagen also ein Opfer für die Gemeinschaft erbringt. Ob das ausreicht, um
die Tötungsfunktion in einem moralischen Sinne zu legitimieren, ist wohl die
Frage, die mit dem Zitat angesprochen werden soll. Daß Soldaten rein faktisch
betrachtet, potentiell zum Töten von Menschen ausgebildet werden, wird aber
doch wohl niemand bestreiten wollen. Der Satz "Soldaten sind Mörder" scheint
mir somit eher als zwar durchaus pointierte, aber (da abseits juristischer
Begriffsdefinition doch nur die oben dargestellte Realität schildernd)
wahrlich niemanden in seiner Ehre verletztende Meinungsäußerung ohne konkreten
Bezug zu irgendwelchen realen Personen.
#C21
Was die Musik betrifft, so muß man ja nicht soweit gehen, Mozart, Beethoven,
#C31
Jimi Hendrix
#C21
#Y-10
und Sonic Youth in einem Atemzug zu nennen.
#C10
Stimmt. Was hat Mozart da zu suchen ?
#C21
Es reicht eigentlich schon zu sagen, daß Opern bei weitem nicht das einzige
sind, was die Bezeichnung Kunst verdient. Eigentlich sind Opern ohnehin
langweilig. Man sollte sie am besten, ebenso wie den Schillergoethe, vergessen.
Jawoll, vergessen! Destroy 2000 years of culture! Don't fear chaos! Tötet
Helmut Kohl! Nein, die letzten drei Sätze waren nicht von mir, sondern von
Alec Empire, Hakim Bey und Christoph Schlingensief. Das ist auch Kunst!
#C10
Hat jemand das Interview gesehen, das Schlingensief mit Harald Schmidt
geführt hat ? *smile*
#C21
Mit freundlichen GrüBen,
Guido "immer schnelle, immer helle" Westerwelle
P.S.: Natürlich bin ich nicht wirklich Guido Westerwelle, sondern
Rainer Appel * Landsberger Str. 1 * 82266 Inning am Ammersee
eMail: appel@informatik.tu-muenchen.de
#C10
Das hätte ich jetzt auch behauptet, wenn ich "Super-Guido" Westerwelle
wäre. Ansonsten vielen Dank für Deinen Brief !